Architektur & Film

Eine neue Filmreihe in Kooperation mit der Jade Hochschule, FB Architektur

 

Seit Oktober 2024 haben wir eine neue Filmreihe im Programm, die sich mit Architektur beschäftigt. Gemeinsam mit dem Fachbereich Architektur der Jade-Hochschule haben wir für dieses Semester vier spannende Dokumentarfilme ausgewählt, die sich auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Themen der Architektur beschäftigen.

Zu jeder Vorstellung haben wir Expert*innen für ein Filmgespräch im Anschluss an den Film eingeladen. 

Am Mo. 21. Oktober 2024 um 19.30 Uhr

E.1027 - Eileen Grey und das Haus am Meer

Mit Filmgespräch – zu Gast ist Dr. Karsten Schubert (Jade Hochschule, Studiendekan FB Architektur)

Spielfilm/Doku von Beatrice Minger, Ko-Regie: Christoph Schaub. Mit Natalie Radmall-Quirke, Axel Moustache, Vera Flück, Charles Morillion, CH 2024, 89 Min., OmU
Die irische Designerin Eileen Gray baut 1929 ein Refugium an der Côte d’Azur. Ihr erstes Haus ist ein diskretes, avantgardistisches Meisterwerk. Sie nennt es E.1027, eine kryptische Kombination aus ihren Initialen und denen von Jean Badovici, mit dem sie es gebaut hat. Als Le Corbusier das Haus entdeckt, ist er fasziniert - und besessen. Später wird er die Wände mit Wandmalereien überziehen und Fotos davon veröffentlichen. Gray bezeichnet diese Malereien als Vandalismus und fordert ihre Rücknahme. Er ignoriert ihren Wunsch und baut stattdessen sein berühmtes Le Cabanon direkt hinter E.1027, das bis heute die Erzählung des Ortes dominiert.
Eine Geschichte über die Macht des weiblichen Ausdrucks und den Wunsch der Männer, ihn zu kontrollieren.
„Eine atemberaubend schöne und filmische Dokufiktion.” CPH:DOX
„Poesie gleitet durch jede Einstellung, jeden Winkel, jeden Ton.“ Le Monde

Am Mo. 18. November 2024 um 19.30 Uhr

Das Versprechen - Architekt BV Doshi

Mit Filmgespräch – zu Gast ist Heiko Matthias-Hansen vom Architekturbüro verkannt/ Oldenburg (angefragt)

Dokumentarfilm von Jan Schmidt-Garre, D 2023, 90 Min., OmU
Balkrishna Doshi wurde 1927 geboren und war der jüngste Architekt der Welt. Alles, worüber Architekten heute diskutieren, setzte er schon vor Jahrzehnten um: Seit den 1960er Jahren baute er nachhaltig: mit lokalen Materialien, energiesparend, mit natürlicher Klimatisierung. Seit den 1980er Jahren baute er sozial: kostengünstige Siedlungen, die von den Slum-Bewohnern der indischen Großstädte weiterentwickelt wurden und ihnen den sozialen Aufstieg ermöglichten. 2018 erhielt er dafür den Nobelpreis der Architektur, den Pritzker Architecture Prize. Im Januar 2023 verstarb BV Doshi hochbetagt „als ein glücklicher Mensch“, wie Regisseur Jan Schmidt-Garre schreibt.
„Ein einfühlsames Portrait eines großen Architekten, das die innige Verbindung von Mensch und gebauter Umwelt beleuchtet, die im Zentrum von Doshis Schaffen steht. Keiner der üblichen Starchitecture-Filme, sondern ein Blick auf den Menschen und auf das Indien, die Doshis Bauten geprägt haben.“ Mateo Kries, www.design-museum.de
„Ein Kino der natürlichen Schönheit, der Gelassenheit.“  Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
„Sein Charisma und Witz und seine teils humorvollen Anekdoten machen den Film zu einer Empfehlung nicht nur für Architekturinteressierte.“ Kino-zeit.de 

Am Mo. 16. Dezember 2024 um 19.30 Uhr

Robin Hood Gardens

Mit Filmgespräch - Zu Gast ist der Regisseur Adrian Dorschner

Dokumentarfilm von Adrian Dorschner und Thomas Beyer,  D 2022, 90 Min, OmU,
Dieser Film nimmt uns mit auf eine Zeitreise zurück in das London der 70er Jahre, wo nach dem Schock des Krieges eine euphorische Aufbruchstimmung auch die Architektur erfasste. ArchitektInnen wie Alison & Peter Smithson wollten mit Projekten wie den Robin Hood Gardens einer neuen, modernen Gesellschaft Räume zum Leben bauen und gleichzeitig der abstrakten Moderne mit as found eine humane, auf den Menschen ausgerichtete Architektur entgegensetzen. Der Film folgt der Geschichte dieses Sozialwohnungsbauprojektes im Spiegel der Jahrzehnte bis zum heutigen Tag, wo das Ensemble teilweise abgerissen wurde und einzelne Teile nach Venedig verschifft und dort auf der Architektur-Biennale wieder aufgebaut wurden. Robin Hood Gardens thematisiert die Wiedersprüche und Komplexität der modernen Architektur und ihre Implikationen in unsere Gesellschaft, stellt aber auch die Frage, was wir aus der Geschichte lernen können für ein besseres Leben in unseren Städten der Zukunft. Durch die Beteiligung von Anwohner*innen und Expert*innen zeichnet der Film ein vielschichtiges Porträt dieses Gebäudekomplexes, und es entwickelt sich eine Geschichte, die weit über das bloße Thema Architektur hinausgeht.

Am Mo. 20. Januar 2025 um 19.30 Uhr

The Mies van der Rohes - A Female Family Saga 

Mit Filmgespräch – zu Gast sind die Regisseurin Sabine Gisinger (angefragt) und die Architektin Katrin Schöß (Oldenburg)

Dokumentarfilm von Sabine Gisinger. Mit Katharina Thalbach, Anna Thalbach u.a. CH 2023, 81 Min.
Ludwig Mies van der Rohe gehört zu den bedeutendsten Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Barcelona-Pavillon (1929), die Villa Tugendhat in Brno (1930), das Seagram Building in N.Y. (1958) – und nicht zuletzt die Neue Nationalgalerie in Berlin (1967) zählen zu den unbestrittenen Ikonen der Architektur der Moderne. Über den öffentlich sichtbaren Baumeister Mies weiß man vieles, über seine Familie und seine Frauen dagegen nur wenig. Sabine Gisigers Dokumentarfilm will das ändern. Die Frauen um Mies van der Rohe – seine Frau Ada, seine drei Töchter Georgia, Marianne und Waltraut und seine Partnerin Lilly Reich - ergreifen die Chancen der neuen Zeit, erleben aber auch die Einschränkungen alter Muster. Als Mies 1938 ohne seine Familie in die USA emigriert, kämpfen sie sich durch die Barbarei der Nazizeit und des Krieges. Ihr Leben bleibt vom abwesenden Mann, Vater und Geliebten bestimmt. Davon erzählt die älteste Tochter, Georgia van der Rohe, Tänzerin und Schauspielerin. Der Film lässt sie in fiktiven Interviews aufleben, die ausschließlich auf authentischen Aussagen beruhen.
The Mies van der Rohes ist dicht und spannend. Ein Familienporträt und Sittengemälde, das den bisher oft einseitig auf das Verdienst von‘ großen‘ Männern fokussierenden Diskurs der Kulturgeschichte souverän um die dringend dazugehörende weibliche Perspektive ergänzt.“ cineman

Am MO. 24. März 2025 um 19.00 Uhr:

Ausgezeichnet mit dem Silbernen Löwen für die Beste Regie, Venedig 2024
Ausgezeichnet mit drei Golden Globes 2025
Nominiert für 10 Oscars

DER BRUTALIST

Mit Filmgespräch - zu Gast ist Dr. Karsten Schubert (Jade Hochschule)

Von Brady Corbet mit Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce, Joe Alwyn u.a., GB/ US/ HG 2024, 214 Min., mit Pause, OmU
Der Brutalist erzählt die Geschichte des jüdisch-ungarischen Architekten László Toth, der nach dem Zweiten Weltkriegs alles riskiert, um sein Leben in den USA neu aufzubauen. In der kalten und wuchtigen Kraft des Brutalismus findet er den künstlerischen Ausdruck für seine zerrissene Seele.
"Adrien Brody hat vor knapp 22 Jahren für seine Darstellung in ‚Der Pianist’ einen Oscar als jüngster männlicher Hauptrollen-Oscarpreisträger aller Zeiten bekommen. Seine Karriere hatte danach um ehrlich zu sein mehr Täler als Berge. Mehr als verdient ist er für einen Oscar nominiert und wird ihn vermutlich auch bekommen, weil er Tóth nicht nur Leben einhaucht, sondern sich komplett in ihm verliert, in den Zweifeln, den Drogen, in dieser Figur." SWR3 Filmkritikerin Anna Wollner

Am Mo. 19. Mai 2025 um 19.30 Uhr:

Blade Runner – Final Cut

Mit Filmgespräch - zu Gast ist Scott Pollock (Jade Hochschule)

Von Ridley Scott nach dem Scifi-Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? von Philip K. Dick. Mit Harrison Ford, Daryl Hannah, Sean Young, Rutger Hauer u.a., US 1982 (2007), 117 Min., FSK 16, engl. OmU
Los Angeles im Jahr 2019 ist ein dicht besiedelter Slum, in Dauerregen gefangen. Für die riskante Eroberung und Ausbeutung fremder Planeten greifen die Menschen auf Replikanten zurück. Diese genetisch produzierten Androiden verfügen über große körperliche und intellektuelle Kräfte. Da sie mit der Zeit auch Gefühle und ein Bewusstsein ihrer Existenz entwickeln, ist ihre Lebenszeit biologisch auf vier Jahre begrenzt. Außerdem ist es ihnen bei Todesstrafe verboten, die Erde zu betreten. Weil es doch immer wieder einigen gelingt, müssen sie von Blade Runnern aufgespürt und vernichtet werden. Ex-Polizist Rick Deckard ist einer dieser Blade Runner – und der beste dazu. Eigentlich hat er vor, seinen Job aufzugeben, doch muss er noch einen letzten Auftrag ausführen. Vier Replikanten haben es bis nach Los Angeles geschafft und suchen nach einer Möglichkeit, ihr Leben zu verlängern.

Ridley Scotts stilprägende Verfilmung der Kurzgeschichte von Philip K. Dick ist eine an den Film noir angelehnte Zukunfts-Dystopie und zweifellos einer der besten Science-Fiction Filme überhaupt. Die Vision einer damals zukünftigen urbanen Metropole bleibt auch aus heutiger Perspektive und architektonischer Sicht beeindruckend.

 

Am Mo. 16 Juni 2025 um 19.30 Uhr:

Sep Ruf – Architekt der Moderne

Mit Filmgespräch - zu Gast ist der Regisseur Johannes Betz

Dokumentarfilm von Johannes Betz, D 2024, 96 Min.
Sep Ruf (1908–1982) gehört zu den bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Ein besonderes Anliegen Sep Rufs war es, mit offenen, transparenten Bauten Architektur und Natur zu verbinden und neue Formen des Wohnens und Arbeitens zu ermöglichen. Damit hat er die Wahrnehmung Deutschlands in der Nachkriegsarchitektur entscheidend geprägt.
Größte internationale Anerkennung bekam er für die Bauten des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1958, für die er zusammen mit Egon Eiermann, dem anderen großen Erneuerer, verantwortlich zeichnet. Mit dem Kanzlerbungalow in Bonn (1964) entwarf er ein weiteres Gebäude, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bis heute wirkt.
In Interviews mit Zeitzeugen und Experten und der filmischen Inszenierung vieler seiner unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke (Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Neue Maxburg München u.a.), entsteht eine Hommage an Sep Ruf, der in seiner Heimatstadt München erst sehr spät die Anerkennung erhielt, die ihm international schon längst zuteil, geworden war.